Die Motorenbaureihe Deutz F3L 912 (Drei-Zylinder)

Deutz F3L 912 steht das „F“ für die Baureihe, die „3“ für die Anzahl der Zylinder, „L“ für luftgekühlt und „912“ für die Baureihengeneration. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte die Umstellung zur Typenbenennung, wie sie letztendlich bis fast zur Jahrtausendwende bestand haben sollte; abgesehen von kleineren Änderungen.

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Damit ist der F3L 914 eine Weiterentwicklung des in den 1940ern entwickelten F4L 514. Die Wehrmacht verlangte damals nach einem frostsicheren Motor. Verbaut wurde dieser dann rund 180 mal im „Raupenschlepper Ost“. Nach 1945 wurde der Motor in Waldschleppern eingesetzt. Seither haben sich die Einsatzbereiche kontinuierlich ausgeweitet – vom Stationär-Motor über Schiffsantriebsaggregate, Baumaschinen, Trecker und selbst Lkws reichte die Einsatzbandbreite.

Besonderheiten des Deutz F3L 912

Gebaut wurde der FL 912 ab 1968. Der direkte Vorgänger war der FL 812. Bei allen Motoren der neuen Generation wurden die Ventile (Einlass- und Auslassventil) vergrößert, der Zylinder erhielt zudem etwas mehr Volumen. Außerdem wurden Bauteile verstärkt, die bei der Vorgängerreihe Schwächen aufwiesen. Ausgeliefert wurden vor allem Dieselmotoren. Der FL 912 war aber auch als Gas-Otto-Motor erhältlich. Alle Motoren folgten wie schon der Vorgänger dem Baukastenprinzip.

So konnte der Motor als Einzylinder oder 2-Zylinder ebenso bestellt werden wie mit drei, vier oder sechs Zylindern. Aufsteigend ab dem Dreizylinder wurden mehr Modifikationen durchgeführt und auch die Bauzeit war deutlich länger gegenüber den kleineren Ausführungen. Neben der Direkteinspritzung wurde auch das Wirbelkammer-Prinzip (eine Vorkammer zur Gemischaufbereitung) angewandt. Daher gibt es den Motor mit unterschiedlichen Leistungen. Auch die Drehzahlen wurden entsprechend eingeschränkt oder erhöht.

Merkmale der Baureihe FL 912

Neben der möglichen Wirbelkammer unterscheiden sich auch die Anforderungen an die Notwendigkeit eines Ölkühlers. Der Motor konnte mit einen Rippenkühler am Kolbenboden, einem Blockkühler im Ansaugtrakt oder ohne Ölkühler verwendet werden. Charakteristisch und bedingt durch das Baukastensystem sind alle Zylinder einzeln stehend. Das erfordert eine unterliegende Nockenwelle für jeden Zylinder, dazu Stößelstangen und Kipphebel.

Die Lagerpunkte sind abhängig von der Zylinderzahl. Es ist immer ein Lager mehr als Zylinder vorhanden sind. Der 1-Zylinder besitzt zwei, der 2-Zylinder drei und der 3-Zylinder vier Lagerpunkte. Das sogenannte „Super-B-Einspritzverfahren wurde 1869 eingeführt. Die Verbrennung konnte damit deutlich optimiert werden. Die Leistung konnte so gesamt zwischen 35 PS bei 2.000 U/min und 51 PS bei 2.800 U/min variiert werden. Zunächst erhielten alle Deutz F3L 912 Motoren eine Deutz Einspritzpumpe für jeden Zylinder. Diese wurde jedoch immer häufiger gegen eine Bosch Einspritzpumpe für das gesamte Aggregat ersetzt

Der Deutz F3L 912 H

Außerdem wurde auch der Deutz F3L 912 als Deutz F3L 912 H angeboten. Das „H“ steht für horizontal und bedeutet, dass der Motor „liegend“ ist. „Liegend“ in Anführungszeichen, da es sich vielmehr um einen Neigungswinkel von 70 Grad handelte. Diese spezielle H-Ausführung des Deutz F3L 912 wurde 1970 erstmals im Prototypen vom Trecker Fendt Agrobil, dann 1972 im Deutz Intrac 2002, präsentiert.

Deutz F3L 912: ein weitverbreiteter Motor

Darüber hinaus findet sich der Deutz F3L 912 H ab 1978 bis 1998 in zahlreichen Fendt Geräteträgern. Sämtliche Direkteinspritzer erhielten 1996 eine höhere Verdichtung – statt der bisherigen 17 nun 18 (18:1). Den Deutz F3L 912 gab es wie alle FL912 (mit Ausnahme des 2-Zylnders) als Direkteinspritzer und später mit Vorwirbelkammer. Das bedeutete mehr Leistung, aber gleichzeitig höheren Verbrauch. Insgesamt war der FL 912 ein außerordentlich vielseitig eingesetzter Motor. Nicht nur in zahlreichen Schleppern verschiedener Hersteller finden sich die Motoren. Auch in zahllosen Baumaschinen, Stromaggregaten, als Schiffsantrieb, für Magirus Lkws oder als stationärer Motor kam der Deutz F3L 912 zum Einsatz.

Einsatzgebiete für den Deutz F3L 912

Nach Schlepper, Stationär-Motor, Schiffsaggregat oder Traktor wurden die Motoren unterschiedlich eingesetzt:

  • AS, 1968 bis 69 als Schiffsmotor, 39,5 PS, 2.150 U/min
  • A, 1968 bis 69 als „sonstiger Motor nach DIN 6270“, um 10 Prozent überschreitbare Dauerleistung, (beispielsweise stationäre Motoren), 40,5 PS, 2.300 U/min
  • B, 1968 bis 69, blockierte Dauerleistung bei wechselnden Betrieb nach DIN 6270 (beispielsweise Schifffahrt, stationärer Motor), 51 PS, 2.800 U/min
  • F, 1968 bis 69, Straßenfahrzeuge nach DIN 70020, 55 PS, 2.800 U/min
  • T/D040, 1968 bis 87, Deutz-Traktoren D4006, D4006P und D4007, 35 PS (26 kW), 2.150 U/min
  • T/D045, 1968 bis 90, Deutz D4506 und D4507einschließlich Kramer Lader ab 68, 40 PS (29 kW, 2.300 U/min
  • T/D050, 1968 bis 72, Deutz D5006, 45 PS (33 kW), 2.300 U/min
  • T/D050, 973 bis 74, Deutz D5006, 48 PS (35 kW), 2.300 U/min
  • T/D048, 1980 bis 84, Deutz D4807, 45 PS (33 kW), 2.300 U/min
  • T/x046, 1984 bis 90, Deutz Fahrtraktor DX3.10 ,46 PS (34 kW), 2.150 U/min
  • T/x035, 1974 bis 82, Fendt Traktor Farmer 200S. 35 PS (26 kW), 2.000 U/min
  • T/x038, 1974 bis 87, Fendt Farmer 200S ab 83, Farmer 200V bis 82, 38 PS (28 kW), 2.000 U/min
  • T/x042, 1975 bis 87, Fendt Farmer 201S bis 82, Farmer 200V ab 83, 42 PS (31 kW), 2.000 U/min
  • T/F240, 1987 bis 93, Fendt Traktoren Farmer 240, 40 PS (30 kW), 2000 U/min
  • T/x050, 1970 bis 96, Deutz Trecker D5206, D5207, D5007P, Fendt Farmer 203 bis 84, Farmer 250 bis 96, Blank Raupe V355 von 70 bis 80, 50-51 PS (37 kW), 2.300 U/min
  • T/x054, 1984 bis 96, Deutz Fahrtraktoren DX3.30, DX55V, 54 PS (40 kW), 2.500 U/min

Technische Grunddaten zum Deutz F3L 912

Einheitliche technische Daten sind nicht machbar, da der Deutz F3L 912 in zahlreichen modifizierten Ausführungen eingesetzt wurde.

TypDeutz F3 L912 als Otto- und Dieselmotor (vornehmlich wurde der Dieselmotor gebaut)
Bohrung / Hub (mm)100 mm mal 120 mm Hub
Hubraum (cm³)2.827 ccm
Gewicht (KG)300 kg
Verdichtung17
Bauzeit1968 bis 1998
Anm.Schiffsmotoren (AS), als sonstiger Motor nach DIN6270 mit gesteigerter Leistung (A) oder beschränkter Leistung (B), für Fahrzeugleistung nach DIN 70020 bzw. ECE R24 (T), T/D, T/x, T/F
Leistung bei Drehzahl (PS(kW)/min?1)35 bis 54 PS, von 2.000 bis 2.800 U/min
Drehmoment bei Drehzahl (mkp(Nm)/min?1)16,7(164)/1450 oder 17,8(175)/1600
Effektiver Druck (bar)7,3 oder 7,8

 

Welche Literatur ist bei der Reparatur und Restauration des Deutz Traktors/Motors mit F3L912 wichtig?

Für eine professionelle Restaurierung bzw. Motorenrevision sind bestimmte Datensammlungen und Bücher unerlässlich. Zur Grundausstattung gehören die folgenden Bezugsquellen:

  • Werkstatthandbuch
  • Ersatzteilliste des Herstellers
  • Betriebsanleitung
  • technische Daten und Tabellenbücher mit Typentabellen

Die Werkstatthandbücher stellen das wichtigste Basisdatenwerk dar, um einen F3 L912 Motor professionell warten, pflegen und restaurieren zu können. Aber auch Tabellenbücher und Typentabellen sind unerlässlich. In Typentabelle und Tabellenbuch sind vor allem Anzugsdrehmomente, Füllmengen, verwendete Öle, Viskositäten usw. nachzulesen.

Zudem schlüsselt die Typentabelle die einzelnen Typen auf. Insbesondere wegen der zahlreichen Ausführungen ist aber auch die Ersatzteilliste von größter Bedeutung. Mithilfe des Ersatzteilkatalogs können die für den vorliegenden Deutz F3 L912benötigten Teile sicher identifiziert werden. Abgerundet werden alle Datensammlungen durch die Betriebsanleitung, die weitere Rückschlüsse auf die technische Variante des Aggregats zulässt.

Welchen Preis muss ich heute für einen Deutz F3 L912 zahlen?

Eine klare Preisbenennung ist für den Deutz F3L912 ebenso wenig möglich wie ein ungefährer Preisrahmen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Die verschiedenen Ausführungen des Motors wurden in unterschiedlichen Stückzahlen gefertigt. Dazu kommt ein Zeitrahmen, der von Ende der 1960er bis 1998 reicht. Der Preisaufwand auch beim Restaurieren steigt aber erfahrungsgemäß mit der Seltenheit einer Motorenausführung.

Noch einmal preissteigernd wirkt sich dann aus, wenn diese wenigen Motoren älter sind. Das ist für stationäre Motoren, Schiffsmotoren und Lkw-Antriebsaggregate möglich, dazu kommt die Bauart des Traktors oder Schlepper. Außerdem handelt es sich vornehmlich um Dieselmotoren, die noch erhältlich sind. Insgesamt gibt es aber noch sehr viele Exemplare, was wiederum für ein faires und attraktives Preisniveau spricht. 2,7 Millionen Motoren waren laut Deutz 1998 noch im Einsatz. Zusammen mit dem Nachfolger FL913 2003 sogar noch mehr als 3 Millionen und mit dessen Nachfolger FL914 im Jahr 2007 rund 4,5 Millionen.